Gutenachtgeschichten für Kinder

Teil 2 - Header Kigunage
  • Geschichten
  • Cora
  • Käpt'n Silberbart
  • Biber Berry
  • Highlights
  • Links
  • Über uns
  • Käpt'n Silberbart
  • Lesen
    • Kapitel 1
    • Kapitel 2
    • Kapitel 3
    • Kapitel 4
    • Kapitel 5
  • Hören
  • Malen
  • Reiseroute
  • Piratenparty
  • Band 2
  • Formate

Die Zeit vor dem Schlafengehen ist einer der kostbaren Momente, den wir mit unseren Kindern teilen dürfen.

Kigunage, 2012

Sturmwind

 

Im Hafen von Porto Grande machten Käpt’n Silberbart und seine Mannschaft nur eine kurze Pause. Je näher sie ihrem Ziel Madagaskar kamen, umso ungeduldiger wurden alle. Das Schiff war voll bepackt und sogar an Deck standen Kisten und Fässer. Aus Angst vor einer weiteren Flaute hatten sie so viel Proviant wie möglich mit an Bord genommen. Der starke Südwestwind füllte ihre Segel und sorgte, trotz der schweren Ladung, für eine schnelle Fahrt.

Von Tag zu Tag wurde das Wetter immer turbulenter und die Wellen türmten sich höher und höher vor ihnen auf.

„Zum Klabautermann!“, schimpfte Lulatsch müde, „bei diesem Seegang, ist an Schlaf nicht zu denken.“

Die aufbrausende See schüttelte das Schiff samt Mannschaft gehörig durch und gönnte ihnen keine Verschnaufpause. Es stürmte mittlerweile so sehr, dass Einauge beinahe aus dem Ausguck geweht worden wäre. Nur mit Mühe schaffte er es, heil hinunterzuklettern.

Die Heftigkeit, mit der die Segel von der aufbrausenden Luft gestrafft wurden, bereitete dem Käpt’n ernsthafte Sorgen. Wie lange würde das bis aufs Äußerste gespannte Segelleinen der Belastung standhalten können? Dieser gewaltige, stürmische Wind konnte das ganze Schiff in eine gefährliche Schräglage versetzen und damit zum Kentern bringen. Es war klar, dass sofort etwas geschehen musste. Der Käpt’n wusste, wie gefährlich es war, wenn die Männer bei solch einem Wetter in die Takelage kletterten, doch er hatte keine andere Wahl und gab den Befehl, die Segel zu reffen.

Ausmalen 

 

Mit Tauen banden sie sich am Mast fest, um nicht über Bord gespült zu werden. Kaum waren die Knoten fest angezogen, krachte eine riesige Welle gegen das Schiff. Sie riss Lulatsch und Einauge von den Beinen und beide kullerten quer über das Deck. Glücklicherweise waren sie durch das Tau gut gesichert und wurden nicht ernsthaft verletzt.

Im ersten Moment zögerten sie vor Schreck, den Befehl des Käpt’ns auszuführen, doch dann waren sie wieder auf den Beinen.

„Ihr müsst euch beeilen und die Segel einholen, bevor es zu spät ist!“

Noch nie zuvor hatten sie ihren Käpt’n so beunruhigt erlebt. So schnell der Sturm es zuließ, nahmen sie die gefährliche Kletterpartie in Angriff. Die Taue waren nass und glitschig und sie mussten sich gegenseitig helfen, um den ersten Mastbaum erreichen zu können. Nur gemeinsam schafften sie es, das erste Segel zu reffen und festzuknoten. Geschafft! Jetzt war das Hauptsegel an der Reihe. Gerade als sie mit ihrer Arbeit begonnen hatten, konnte Einauge sich nicht mehr festhalten und stürzte ab. Geistesgegenwärtig reagierte Lulatsch und erwischte mit seinen langen Armen in letzter Sekunde Einauges ausgestreckte Hand. Vor Entsetzen wurde Käpt’n Silberbart ganz bleich um die Nase. Im selben Moment, in dem Klops und Lulatsch es endlich geschafft hatten Einauge nach oben zu ziehen, ertönte ein ohrenbetäubendes Zischen. Der Wind zerfetzte das mächtige Hauptsegel, so als wäre es aus Papier.

„Kommt schnell runter. Das hat keinen Zweck mehr und ist viel zu gefährlich“, schrie Käpt’n Silberbart ihnen aufgeregt zu.

So schnell sie konnten, kletterten die Männer zurück an Deck. Hilflos mussten sie zusehen, wie ein Segel nach dem anderen zerrissen wurde.

Am nächsten Morgen ließ der Sturm ganz allmählich nach und erst jetzt sahen die Männer, was er mit ihrer schönen Seeschwalbe angestellt hatte. Nicht nur die Segel waren zerrissen, nein alles, was nicht gut genug festgebunden worden war, hatten die Wellen von Bord gespült. Ausgerechnet der Mast mit dem einzigen geretteten Segel lag, in zwei Teile zerbrochen, an Deck und war damit ebenfalls völlig unbrauchbar. Der Wind wehte weiterhin kräftig, doch ohne Segel kam die Seeschwalbe natürlich nicht von der Stelle.

Mutlos lies Lulatsch den Kopf hängen.

„Wie sollen wir ohne Segel von hier wegkommen? Selbst wenn wir es jemals bis an Land schaffen sollten, haben wir immer noch keine neuen Segel.“

Käpt’n Silberbart ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und mithilfe des Sextanten bestimmte er zunächst ihre genaue Position. Als er damit fertig war, trat er seinen Männern voller Zuversicht entgegen.

„Wir können von Glück sagen, dass alle unverletzt sind. Außer dem Mast und den Segeln ist nichts beschädigt worden und wir sind noch nicht einmal weit vom Kurs abgekommen. Ganz in der Nähe befindet sich die westafrikanische Küste und die Hafenstadt Porto Novo. Dort gibt es jede Menge Baumwollfelder und somit auch genug Segelleinen. Vor einigen Jahren habe ich den Bewohnern dabei geholfen, feindliche Piraten zu überlisten und ich hoffe, dass sie das noch nicht vergessen haben. Ich muss mir nur noch überlegen, wie wir den Weg bis dorthin schaffen werden. Hinkebein, jetzt könnten wir einen von deinen guten Einfällen gebrauchen!“

Hinkebein dachte bereits angestrengt nach.

„Wir müssen es also nur von hier bis in den Hafen schaffen?“

Er zeichnete die Strecke mit seinem Finger auf der Seekarte nach und der Käpt’n nickte zustimmend.

„Ja, ich glaube das könnte funktionieren! Aus unserem zerbrochenen Mast und den zwei Laderaumluken bauen wir uns zwei riesige Ruder. Dann muss Klops sich in die Riemen legen und rudern, bis wir im Hafen sind.“

Prompt packte Klops die beiden Mastteile und hob die Luken aus der Verankerung, damit Lulatsch und Einauge sie an den Enden der Maststücke festnageln konnten. Noch zwei Haltegriffe aus dicken Tauen: Fertig!

Bevor sie an jeder Seite des Schiffs ein Ruder ins Wasser ließen, wurde aus zwei Fässern und einem Brett noch eine bequeme Ruderbank gebaut. Schließlich sollte Klops zumindest gemütlich sitzen, denn das Rudern würde kein Zuckerschlecken werden.

Käpt’n Silberbart gab die Richtung vor und Klops legte los. Trotz seiner Bärenkräfte, war es wahnsinnig schwer, das Schiff in Fahrt zu bringen. Als die anderen merkten, wie sehr Klops sich abmühte, befestigten sie sofort weitere Haltegriffe an den Riesenrudern, um ihn zu unterstützen. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, das Schiff vorwärts zu bewegen. Käpt’n Silberbart hielt Ausschau nach Porto Novo und kletterte dafür sogar in den Ausguck.

Nach nur einer Stunde erkannte er durch sein Fernrohr, dass die Lagune von Porto Novovor ihnen lag.

Als sich das sonderbare Schiff dem Hafen näherte, kamen die Bewohner neugierig angelaufen. Viele von ihnen erkannten Käpt’n Silberbart sofort wieder. Dass er sie vor den Piraten gerettet hatte, würden sie ihm nie vergessen. Ihre Begrüßung fiel daher entsprechend freudig und herzlich aus. Am Abend fand sogar ein Fest zu Ehren des Kapitäns statt und natürlich waren alle gespannt darauf, zu erfahren, was eigentlich passiert war. Ganz genau berichtete Hinkebein ihnen vom Unwetter und dem gewaltigen Wind, der ihre Segel zerrissen hatte. Die Inselbewohner waren sofort bereit, ihnen zu helfen. Sie schenkten Käpt’n Silberbart das beste Segeltuch, das sie gewebt hatten, und versprachen, einen neuen Mast für das Schiff zu zimmern.

Ausgelassen wurde die ganze Nacht durchgefeiert, Geschichten erzählt, gelacht, gesungen und getanzt.

‹ ›
Logo KiGuNaGe - Kinder Gutenachtgeschichten

Datenschutz | Impressum | kinder-gute-nacht-geschichten.de © 2012-2023 vidobia Verlag